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Identifikation von Stressoren im IngenieurInnen-Beruf    (Empirisches Forschungsprojekt 2018)

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind seit geraumer Zeit in den Fokus des öffentlichen und wirtschaftlichen Interesses gerückt. Von der fortschreitenden Veränderung der Arbeitswelt, der zunehmenden Technisierung der Umwelt und einem zunehmenden Fachkräftemangel sind im besonderen Maße die technischen und ingenieurwissenschaftlichen Berufe betroffen. Der IngenieurInnen-Beruf ist zudem durch eine hohe potenzielle Stress-Belastung aufgrund von hoher Schadensverantwortung im Fehlerfall, zeitgetriebenen Projekten und gleichzeitiger Betreuung verschiedenartiger Aufgaben geprägt.

Aus der von der Bundesingenieurkammer Ende 2017 veröffentlichten Erwerbstätigen-Statistik für Ingenieurinnen und Ingenieure in Deutschland

ergibt sich für die Mehrheit der ca. 1.04 Millionen IngenieurInnen folgender Steckbrief (Stand 2011):
   - 87 Prozent sind Männer und 13 Prozent Frauen.
   - Die Altersstruktur ist zwischen dem 25. und 65. Lebensjahr gleichmäßig verteilt.
   - 80 Prozent der IngenieurInnen sind angestellt und 15 Prozent selbstständig.
   - 49 Prozent haben einen Fachhochschulabschluss und 31 Prozent einen Hochschulabschluss oder eine Promotion.
   - 43 Prozent haben eine wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden, 32 Prozent größtenteils eine Arbeitszeit von mehr als 45 Stunden.

 

Die Identifikation relevanter Stressoren in diesem Berufsbild auf den vier Wirkebenen Beschäftigte, Führung, Unternehmenund Gesellschaft stand bisher nur in einer überschaubaren Anzahl wissenschaftlicher Studien im Mittelpunkt. Im Rahmen dieser empirischen Forschungsarbeit wurden zur Identifikation von Stressoren die Bewertung und Bewältigung von Stress-Situationen im IngenieurInnen-Beruf in einer qualitativen Datenerhebung (Anzahl Probanden N = 11) in strukturierten Interviews erfasst. Ergänzend wurden in einer quantitativen Online-Befragung (N = 43) in der Theorie ermittelte potenzielle Stress-Situationen auf ihre Relevanz und ihren Belastungsgrad im beruflichen Alltag untersucht. In beiden Erhebungen wurde darüber hinaus in einer Selbst- und Fremdeinschätzung der individuelle Belastungsgrad erfasst.

 

Im Ergebnis zeigt sich, dass in diesem Berufsbild auf der einen Seite ein großes Potenzial psychischer Belastungen vorhanden ist, auf der anderen Seite ein Defizit an geeigneten Bewältigungs-Strategien verzeichnet werden muss. Die Verknüpfung der identifizierten Stressoren mit bekannten Modellen zur Beschreibung psychosozialer Arbeitsbelastung deutet ebenfalls auf eine hohe Belastung durch negative Stress-Situationen hin.

Die Mehrheit der befragten Ingenieurinnen und Ingenieure gaben eine empfundene Stressbelastung mit Werten zwischen 7 und 8 auf einer Skala von 1 bis 10 an (1 = völlig entspannt, 10 = an der persönlichen Leistungsgrenze); von den jeweiligen Lebenspartnern wurde die akute Stress-Belastung durchweg höher eingeschätzt.

Als besonders belastend wurden u.a. nachfolgend aufgeführte Stressoren angegeben:

  - Störungen bei der Arbeit

  - Konflikt Beruf - Privatleben

  - Als gering empfundene Wertschätzung und soziale Unterstützung durch Vorgesetzte

  - Übermäßiger Termin- und Leistungsdruck

Quelle: Schein, C.: "Empirische Identifikation von Stressoren im IngenieurInnen-Beruf und Einbindung in das stress-aktiv-Programm", Bachelor-Thesis, PFH Göttingen, 2018

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